Nachdem unsere Reise in der Bergzicht Game Lodge in Namibia so positiv begonnen hat, stellt sich die Frage, ob unser Glück anhalten wird und was uns in den nächsten Tagen der Naturschutzjagd erwartet? Lies weiter, um es herauszufinden...
Tag 4
Normalerweise hättest du Bergzicht ganz für dich allein (unabhängig der Gruppengröße, es ist exklusiv für dich), aber das Team fragte mich an diesem Tag, ob ich etwas dagegen hätte, wenn sie auf dem Rückweg von der Küste ein paar Freunde der Familie zu Gast hätten und ob ich mit ihnen auf Fleischjagd gehen wollen würde, um einen Einblick zubekommen, wie Einheimische jagen. Natürlich war es für mich ein Problem und ich war gespannt auf die Eindrücke!
Zunächst beschlossen wir, den großen Hügel (oder kleinen Berg - meinen Beinen nach zu urteilen, als wir am Gipfel ankamen) zu erklimmen, um den Sonnenaufgang zu beobachten und unsere Drohne fliegen zu lassen, damit wir sehen konnten, wie die Lage auf der anderen Seite war. Dabei stellte sich heraus, dass auf der anderen Seite der Grenze, wo das Land für die Viehzucht genutzt wurde, die Wildtierdichte praktisch gleich null war. Im Vergleich zu dem blühenden Ökosystem, das für die Jagd am Bergzicht bewirtschaftet wird und noch dazu eine riesige Menge an Fleisch produziert, wusste ich, was mir lieber war.
Nachdem ich den Vormittag als Spotter mit Obed verbracht hatte und mehr über seine Rolle im Bergzicht erfuhr, machten wir uns, nachdem der Pick-up mit Fleisch (Wild das nicht für die Zucht geeignet war) beladen war, auf zur Schlachterei. Dort wurde das Fleisch zurecht gepackt und als Pakete für die Einheimischen vorbereitet.
Nach einem schnellen Kaffee schnappten wir uns unsere Ausrüstung und machten uns auf dem Weg zur äußersten Grenze des Bergzicht Reviers. Unser Ziel war es, einen Impala-Widder, das typischste Tier Afrikas und ein Muss für jeden Anfänger, zu finden. Markus, einer der jüngsten Fährtenleser im Team, schloss sich uns an, um die die Chance zu ergreifen und seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Ich fragte Steph, wie die Fährtenleser ausgebildet werden. Er erklärte mir, dass sie bereits von klein auf mit Rindern und Ziegen üben, sie aufspüren und leiten müssen, um ihre Fähigkeiten stets auszubauen. Wenn sie diese unter Beweis stellen können, bekommen sie die Möglichkeit von einem erfahrenen Fährtenleser (wie Franz oder Obed) zu lernen und ihr Können auszubauen. Wenn sie sicher genug sind, dürfen sie alleine ins Revier. Markus erzählte mir stolz, dass sein Traum ist, später einmal Obeds Rolle, als Leitfährtenführer, einzunehmen und, dass er hofft, dass wir heute gutes Wild finden würden.
An diesem Tag sahen wir tatsächlich mehr Wild als üblich. Von Goldenen Gnus, über Rotspringböcke, Ducker bis hin zu Zebras. Es schien, als könnten wir während der Fahrt jede Art Afrikas sichten. Ein besonderes Highlight, war die Sichtung einer Herde Giraffen, die uns sogar sehr nahe heran lies und sich von uns keineswegs stören ließ. Wir konnten sie eine halbe Stunde lang beobachten, obwohl sie Kälber hatten. Nachdem wir einige großartige Fotos von ihnen schießen konnten, ließen wir sie in Ruhe und fuhren über ein kleines Dorf hinaus, in flaches Gebiet, das viele Impalas beheimatet.
Nach unserer Ankunft im flachen Gebiet des Reviers, dauerte es nicht lange, bis wir das erste Wild sichteten. Darunter eine Herde prächtiger Rappenantilopen. Steph ist besonders stolz auf sie. Er erzählte mir, dass es die größten Namibias sind. Einer von ihnen ist der wichtigste Zuchtbulle. Er hat noch einige Jahre vor sich, um seine Gene weiterhin zu verbreiten.
Nachdem wir einige Zeit die unglaubliche Vielfalt an Wildtieren beobachtet und fotografiert hatten, entdeckten wir eine Herde Impalas. Mit der Hoffnung, dass sie sich in der Zwischenzeit nicht fortbewegten, besprachen wir unseren Plan. Der war es, bei günstiger Windrichtung, von hinten durch eine Baumgruppe hindurch zu nähern.
Nicht allzu weit von der Stelle entfernt, wo wir sie als erstes sahen, standen sie nun. Sie ästen sich durch die Bäume hindurch und zogen gemächlich weiter. Wir beobachteten sie eine Weile, bis wir einen passenden Widder identifizieren konnten. Er war reif genug und hatte seine Aufgaben erfüllt. Wir pirschten uns langsam heran, auf einen Abstand von ca. 200 Metern. Er äste im Schatten, unter einem der Bäume, als ich den Schuss setzte. Er saß. Der Widder brach nach rechts aus, um der Gruppe zu folgen.
Wir beschlossen zu warten, bis er liegen blieb, um ihn dann zu lokalisieren. Wie sich herausstellte, war dies der Beginn eines langen Nachmittags.
Glücklicherweise entdeckten wir sie bald wieder, nicht allzu weit von der Stelle entfernt, an der wir sie von der anderen Seite aus gesehen hatten, und sie zogen langsam zwischen einer Baumgruppe hindurch. Nachdem wir sie eine Zeit lang beobachtet hatten, wurde ein bestimmtes Männchen als geeignetes Tier für die Herde ausgemacht. Er war schön und reif und hatte seine Aufgabe erfüllt, und da es in der Gruppe noch mehrere starke Anwärter gab, würde er nicht vermisst werden. Wir schlichen uns langsam von Baum zu Baum und hielten uns immer etwas im Weg, falls sich eines der vielen Impalas umdrehte, um uns zu beobachten. Schließlich schlossen wir die Lücke auf etwa 200 m und holten die Stöcke hervor. Das Männchen hatte zu diesem Zeitpunkt unter einem Baum gefüttert und lag ganz im Schatten. Vorsichtig legte ich den Schuss an und drückte ab. Er wurde getroffen und brach nach rechts aus, um dem Rest der Gruppe zu folgen.
Wir beschlossen, zu warten, bis er tot war. Wir markierten den Baum, an dem der Widder stand, als der Schuss ihn traf, und gingen dann auf die Nachsuche. Wie sich herausstellen sollte, war das der Beginn eines langen Nachmittags.
Als wir zu der Stelle kamen, an der der Widder stand, konnten wir keinen Schweiß vorfinden. Wir machten uns Gedanken über den Schuss. Jedoch waren Steph und ich uns sicher, dass er traf. Zudem sahen wir beide seine Reaktion und hörten seine Laute. Wir fragen uns, ob wir womöglich in der Stelle, an der Stand, irrten. Wir gingen zurück und überprüften die Stelle von unsere Schussposition aus - es war die richtige.
Nun war Markus Zeit gekommen, um zu glänzen. Er folgte der Fährte, die er unter den gesamten der Impala-Herde für die richtige hielt. Sie führte ihn schon bald in dichte Vegetation. Wir liefen verteilt im Kreis, um dem Impala-Widder den Weg abzuschneiden, sofern er nochmal ausbrechen sollte, im Falle, dass er krank geschossen war.
Diese Zeit kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich begann mir Sogen über den Schuss zu machen und verspürte eine Unsicherheit über meine Einschätzung der Situation.
Nun wurde klar, dass wir für die Nachsuche Verstärkung brauchten. Hier riefen Franz herbei, der mit zusätzlichen Leuten kam, um das Gelände abzusuchen und womöglich weitere Fährten zu finden, die wir vielleicht übersahen.
Nach einigen Überlegungen, stellte sich heraus, dass wir auf der falschen Fährte waren und der Impala-Widder sich in eine andere Richtung bewegte. Für das Team war es mühsam, die Fährte genau zu lesen und sie zu entschlüsseln, um den Widder zu finden. Schließlich fanden wir ihn in einem sehr dichten und dornigen Gebiet, in das er ging, um zu verenden. Ohne die großartigen Fähigkeiten und jahrelangen Erfahrungen der Fährtenleser hätten wir den Widder nicht gefunden. Es war eine wahr Teamarbeit. Um dies festzuhalten, machten wir, als gesamtes Team, ein Foto. Auf dem Rückweg erzählte mit Steph, dass er als Geste und Dank für die Hilfe des Teams, ihnen das Wildbret des Impalas schenken würde. Das Team freute sich sehr darüber, denn wer würde schon ein gutes Impala-Steak verweigern?
Tag 5
Ein weiterer atemberaubender Sonnenaufgang, ein weiterer Tag im Jagdparadies. Beim Frühstück schlug Steph vor, dass wir zu der neuen Lodge gehen sollten, die sie gerade fertiggestellt hatten, um sie zu besichtigen und eine goldene Oryxantilope zu beobachten, die am Vortag gesichtet worden war und der es nicht gut ging.
Nachdem wir reichlich Kaffee getrunken hatten (der Kaffee ist hier sehr, sehr gut - hier gibt es keinen Instantkaffee!), machten wir uns auf den Weg zu einem neuen Gebiet, in dem wir noch nicht gejagt hatten. Auf dem Weg dorthin sahen wir jede Menge Wild: Herden von schwarzen und blauen Gnus, Steppenzebras und einen nicht enden wollenden Strom von Straußen, um nur einige zu nennen.
Wir sahen auch die goldene Oryxantilope, die glücklicherweise in viel besserer Verfassung zu sein schien als berichtet. Wahrscheinlich war ihr vorheriger schlechter Zustand, nur das Ergebnis eines Revierkampfes mit einem anderen Oryx. Steph erzählte, dass die goldene Variante bei einem Kampf mit einer normal gefärbten in der Regel die schwächere Art ist. Deshalb versucht Steph und sein Team, die beiden Arten durch lokale Bejagung der einen oder anderen zu trennen. Damit stellt er auch die Gesundheit der Tiere und deren gleichmäßige Vermehrung und Population sicher. Das ist in einem solch großen Revier leichter gesagt als getan!
Als wir die neue Lodge erreichten, war sofort klar, warum dieser Standort gewählt worden war. Oben auf einem Hügel gelegen, konnte man kilometerweit sehen, fast bis zurück zur Hauptlodge. Während die Hauptlodge eher gemütlich und traditionell war, ist die neue Lodge sehr modern mit einer Glasfront, einem Infinity-Pool und individuellen Räumen für jedes Paar oder jede Familie. Egal, für welche Option du dich in Zukunft entscheidest, Luxus ist garantiert, es kommt nur darauf an, welchen Stil du bevorzugst!
In der neuen Lodge stand ich auf der Terrasse und bewunderte den Panoramablick und dachte, wie schön es hier ist, die umliegende Landschaft zu beobachten. Mit diesem Gedanken schnappte ich mir mein Fernglas aus dem Truck, um genauer in die Ferne sehen zu können. Dort war ein dunkler Fleck zu erkennen - mit Sicherheit über einen Kilometer entfernt. Ich richtet mein Fernglas auf genau diesen Fleck und winkte Steph herüber. „Dort ist eine Oryxantilope und sie sollte dort nicht sein“ flüsterte ich ihm zu. Es war eine normalgefärbte Oryxantilope, die womöglich für den schlechten Zustand des goldenen Oryxbullen, den wir zuvor beobachteten, verantwortlich war. Wir hatten die Entfernung zur normalgefärbten Oryxantilope mit meinem GPO-Entfernungsmesser nachgemessen. Ca. 1.600 Meter gab er an. Ein langer Spaziergang, jedoch mit genügend Deckung, vor allem kleine Bäume und große Büsche, zwischen uns und dem Bullen.
Die Hitze stieg stetig an. Wir kamen ungefähr dort an, wo wir glaubten, die Ebene dahinter sehen zu können, wurde es so heiß, dass die Hitze schon nahezu unerträglich wurde. Allerdings hielt und die Spannung und gleichzeitige Vorfreude aufrecht. Wir pirschten weiter und hatten alle Richtungen im Blick, um uns kein Wild entgehen zu lassen. Wir hatten aber keinen Anblick! War die Oryxantilope weitergezogen? Oder hatten wir uns womöglich im Weg geirrt?
In dem Moment, als wir begonnen an uns zu zweifeln, visierte Steph etwas zu unserer Rechten an. Bevor ich mich versah, waren die Schießstöcke bereits aufgestellt. Nach einer schnellen Entfernungsprüfung war mein Gewehr auf den Stöcken. Ich beruhigte mich und atmete ruhig ein und aus. Die Oryxantiilope war ein Bulle. Er hatte seine ersten Jahre schon hinter sich. Seine Hörner waren nachgewachsen und offensichtlich war der Bulle immer noch entschlossen, sein Revier gegen alle Neuankömmlinge zu verteidigen. Für ihn war es nun an der Zeit. Ich drückte den Abzug. Der Schuss war einwandfrei, sodass er direkt das Blatt traf. Er war auf der Stelle erlegt. Dennoch ließen wir ihm Zeit, um ins Jenseits zu gelangen.
Etwa 400 Meter weiter entdeckten wir in der Zwischenzeit eine goldene Oryxantilope im Unterholz, die uns beobachtete und sich nicht vom Fleck bewegte. Selbst als wir uns dem erlegten Bullen näherten, machte sie keinen Anschein weiterziehen zu wollen. Erst als Obed mit dem Pick up kam, entschloss sie sich das Weite zu suchen. Ob der goldene Oryx dankbar war, dass wir ihm seinen Rivalen genommen hatten und über sein Schicksal nachdachte, werden wir nie erfahren. Beeindruckend war aber, zu beobachten wie die Oryxantilope da stand und beobachtete und sein Urteil über uns fällte.
Der Weg zurück zur Lodge war lang, da wir uns auf der anderen Seite des weitläufigen Reviers befanden. Als wir bei der Lodge ankamen war es bereits dunkel. Auf dem Weg hatten wir aber die Gelegenheit, die nächtlichen Bewohner des Landes zu sehen, darunter Fledermäuse, Füchse und eine Manguste.
Zurück in der Lodge wurde die erlegte Oryxantilope aus der Decke geschlagen und zerwirkt. Das Team hat wieder einmal eine tolle Arbeit geleistet. Der Schuss war so astrein, dass sogar 95 % des ursprünglichen Gewichts übrig blieben.
Damit ging ein weiterer atemberaubender Tag zu Ende, der mit einem Braai (namibisches BBQ) ausgeklungen wurde. Bei dem Braai ist besonders die mit Käse gefüllte Wurst (CheeseGriller) hervorzuheben. Wahrscheinlich die leckerste Wurst der Welt. Allein wegen dieser Wurst, sollte man Bergzicht besuchen.
Tag 6
Nach mehreren Tagen intensiver Jagd, beschlossen wir in der Lodge zu bleiben. Ich wollte mir die Metzgerei, Wildkammer und die Einrichtungen fürs Zerlegen ansehen.
Zunächst waren wir in der Salzhalle. Hier laufen Schädel und Decken des Wildes zusammen, um für den Versand an die Präparatoren vorbereitet zu werden. Auch wenn nicht jeder Jäger die Schädel, Decken und Häute mitnimmt, werden sie aufbereitet. Entweder werden sie dann weitergereicht für den Inlandshandel oder gehen auf Lager der Präperatoren. Diese verwenden sie beispielsweise für anderes erlegenes Wild, das beschädigt ist. Nicht von dem Wild soll verschwendet werden. Tatsächlich ist Verschwendung bei Bergzicht generell ein Tabu. Das wurde während unseres Aufenthalts in zahlreichen Situationen deutlich.
Übrigens: Im Rahmen der Safari und ihrer Vorteile für den Naturschutz werden wir einige kurze Videos produzieren. In diesen erklären wir, worauf man bei männlichem Wild im geeigneten Alter achten sollte. Mit dem Slogan „Age over inches“ (z. Dt. „Alter statt Größe“) macht die namibische Jagdorganisation auf die verantwortungsvolle Bejagung aufmerksam. Sei gespannt auf die Videos, wir laden sie bald auf unseren Social-Media-Kanälen hoch!
Was dann folgte, war einer der interessantesten Teile der gesamte Reise. Als ich die Metzgerei betrat, herrschte bereits ein reges Treiben. Sie war viel größer, als ich sie mir vorstellte. Neben der Wildkammer und dem Zerwirkungsraum, gibt es ein Büro und einen Verpackungsraum. Marie-Louise führte uns durch den gesamten Prozess und erklärte uns, dass neben den erstklassigen Stücken, die an die Restaurants, die Lodge selbst und an private Fleischhändler geliefert werden, alle Teile des Wildes verwertet werden. Kleinere Teile werden zu Hackfleisch und Wurstwaren verarbeitet. Sie werden an 60 Schulen und zwei Krankenhäuser in der Umgebung preisgünstig weitergegeben. Rindfleisch ist sehr teuer und für die Einrichtungen kaum erschwinglich. Dadurch stellt das Wildfleisch eine gute Alternative dar und ist wichtig für die Versorgung der Menschen vor Ort. Wir konnten auch die Produktion einiger leckerer Snacks, die wir bereits in der Lodge gegessen hatten, begutachten. Von Biltong, ein leckere Nascherei bei unseren abendlichen Bieren, bis hin zu verschiedenen Wurstwaren, die hier mühevoll hergestellt werden.
Das Team in der Metzgerei ist schnell gewachsen. Bergzicht beschäftig hier 11 Vollzeitmitarbeitende , die jede Woche mehr als 2 Tonnen Fleischprodukte herstellen. Der Ruf der Metzgerei ist so gut, dass auch andere lokale Jagdveranstalter (lokal ist Namibia ein weitgefasster Begriff) ihr erlegtes Wild zur Verarbeitung in die Bergzicht Metzgerei geben.
Es ist schön zu wissen, dass unser erlegtes Wild so viele Menschen (Team, Familien, Schulen, Krankenhäuser) zugute kommen und nichts verschwendet wird.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, blieben uns nur noch ein paar wenige Tage, um zwei weitere Wildarten zu bejagen.
Mehr dazu, erfährst du im dritten Teil, den wir schon bald veröffentlichen! Bleib dran!
Bergzicht Game Lodge : https://www.bergzichtgamelodge.com