Seitdem die Menschheit das Jagen entdeckt hat, wurde in Afrika, der Wiege der Menschheit, gejagt. Mit dem Verlauf der Zeit haben sich die Jagdgewohnheiten zwar verändert, dennoch bleibt Afrika eine der besten Jagdregionen auf diesem Planeten, unübertroffen in der Gelände- und Artenvielfalt.
Für viele Jäger wirkt die Idee, in Afrika zu jagen, unvorstellbar. Die meisten betrachten diese Idee viel mehr als einen Traum innerhalb ihrer Bucket Liste. Mit dem Gedanken daran, sich in ein völlig fremdes Land, mit einer für sie unbekannten Kultur zu begeben, dort eine große Summe an Geld auszugeben, sowohl Zeit und Mühen in die Vorbereitungen zu investieren und Gedanken über möglich auftretende Probleme zu machen, überkommt sie das Gefühl von Überforderung und Zweifel treten auf.
Unser Teammitglied James befand sich letztes Jahr genau in dieser dieser Situation. Er hat nun seine, in Afrika gesammelten, Erfahrungen dokumentiert, um anderen zu helfen, das Abenteuer Afrikas mit Selbstvertrauen zu erleben und Schwierigkeiten für unerfahrene Jagdreisende zu vermeiden.
Definiere dein „Warum?“
Das Wichtigste, das du zu Beginn klären solltest, wenn du eine Reise nach Afrika planst, ist dein "Warum". Was zieht dich nach Afrika? Ist es die andere Kultur? Die Landschaft? Die besondere Artenvielfalt die dort gejagt werden kann? Unabhängig davon, was dich fasziniert, dieser Artikel soll dir bei der Suche nach dem richtigen Ort und Veranstalter für deine erste Reise helfen.
„Für mich war es wichtig, das authentische Afrika unter Berücksichtigung meines Budgets und meiner Zeit zu erleben. Obwohl das wirklich wilde und unberührte Afrika noch existiert, ist diese Erfahrung besonders teuer und zeitintensiv. Dennoch hatte ich das Bedürfnis und den Wunsch, die freie und nicht eingezäunte Jagd mit einer autark lebenden Wildpopulation, welche sich natürlich verhält, zu erleben. Denn mir ist es ein großes Anliegen, auf eine faire und ethische Weise zu jagen und gleichzeitig die lokale Kultur auf mich wirken zu lassen und ein Bewusstsein für diese zu erlangen. Insbesondere hatte ich auch den Wunsch, zu verstehen, wie die Jagd in Afrika, als ein Schlüsselfaktor des Naturschutzes und -erhalts, dazu beiträgt.“ Erzählt James.
Reiseziel
Für Erstreisende gibt es in Afrika zwei Ziele, die einen besonders angenehmen Start (Kosten und Reisebedingungen) in das afrikanische Jagderlebnis bieten: Südafrika und Namibia
Die Wahl des Reiseziels basiert auf mehreren Faktoren, einschließlich Budget, weiteren Attraktionen, Reise und Kultur.
Im Allgemeinen ist Südafrika, aufgrund der höheren Anzahl an Möglichkeiten und eines anderen Betriebsmodells der Veranstalter, die günstigere Variante der beiden Optionen. Allerdings bringt Südafrika den Nachteil mit sich, dass einige Safari-Anbieter ihr Geschäft sehr kommerziell betreiben. Dies hinterlässt einen sehr massentouristischen Eindruck. Aber nicht alle Veranstalter sind kommerziell und massentouristisch aufgestellt. Tatsächlich findet man auch einzelne Betreiber, die ein sehr authentisches und wildes Erlebnis bieten. Diese haben häufig auch Zugang zu den internationalen Flughäfen und ermöglichen einen unkomplizierten Weitertransport in die Jagdgebiete. Zudem zeichnet sich Südafrika durch eine enorme Vielfalt an unterschiedlichsten Landschaften aus. Vom Buschland im Westen des Landes, über die Maluti- und Drakensberg-Berge, bis zu der satten Vegetation rund um den Fluss Limpopo.
Des Weiteren ist Südafrika eine Reise wert, wenn du mit einem Nicht-Jäger oder der Familie reist. Es bietet für jedermann fantastische und abwechslungsreiche Möglichkeiten. Nicht nur Nationalparks zählen dazu, sondern auch Weinberge, Metropolen wie Kapstadt oder Tauch- und Segelmöglichkeiten
Namibia hingegen vermittelt ein deutlich anderes Gefühl als Südafrika. Zum einen ist die Bevölkerung wesentlich geringer; die Hauptstadt Windhoek ist eher beschaulich und nicht viel größer als manche Städte in anderen Ländern. Ebenso hat Windhoek eine interessante Geschichte. Das Erbe seiner deutschen Besatzung spiegelt sich nicht nur durch die dort verbreitete Deutsche Sprache wieder, viel mehr durch das gute Bier und den Namen der Stadt.Im Gegensatz zu der landschaftlichen Vielfalt Südafrikas, zeichnet sich Namibia durch überwiegend trockenes und wüstenähnliches Land aus. Ausgenommen der Grenzgebiete. Dort lässt sich eine grüne Landschaft vorfinden. Besonders um den Etoscha-Nationalpark herum, ist Namibia grüner als im Rest des Landes. Die geringe Bevölkerungsdichte Namibias hat ebenso einen Einfluss auf die Jagdgebiete. Diese sind aufgrund der geringeren Bevölkerungen weitläufiger - auch ein Kriterium, das man bei der Wahl in Erwägung ziehen sollte, wenn man nicht auf eine Gatter-Jagd stoßen möchte.
Zwei weitere Aspekte, die deine Entscheidung beeinflussen, sind die Arten, die du jagen möchtest sowie die Debatte über Hochzaun vs. Niederzaun. Diese Kriterien werden in separaten Abschnitten behandelt siehe unten).
Arten
Als maßgebliches Kriterium, um das Land und damit deine weiteren Reisepläne zu bestimmen, ist die Art des Wildes, das du jagen möchtest. Was möchtest du eigentlich jagen? Für die einen ist der ikonische Kudu der Star der Show, besonders wenn du Hemingway gelesen hast. Für die andere ist es die Oryxantilope (oder Oryx). Unabhängig davon, auf welches Tier du dich fokussierst, ist es empfehlenswert den Schwerpunkt auf zwei oder drei Tiere zu legen und darüberhinaus eine Liste zu erstellen, die die Tiere enthält, die du zwar gerne jagen würdest, dennoch nicht enttäuscht bist, wenn die Jagd auf diese nicht eintritt.Nicht alle Gebiete innerhalb eines Landes haben eine gut entwickelte Populationen jeder Art. Wenn du deinen Fokus auf ein bestimmtes Tier legst, dann ist es sinnvoll zu recherchieren, in welchen Regionen sich dieses befindet und welche davon einen hohen jagdlichen Erfolg aufweisen.
Wenn du nach den exotischeren Arten suchst, gilt auch zu erwähnen, dass zwar viele Arten in Südafrika heimisch sind, jedoch in das Land durch Umsiedlungen eingeführt wurden und sich den Gegebenheiten dessen angepasst haben. Eine solche Art der Einführung ist in Namibia verboten, um die einheimische Artenvielfalt zu schützen. Der Anblick eines Oryx ist dabei unproblematisch. Der eines Nubischen Steinbocks hingegen gestaltet sich schwierig.
Auch die Trophäengröße spielt eine Rolle. Dieses Thema ist umstritten. Einige Jäger sind nahezu besessen, andere schenken diesem keine Aufmerksamkeit. Wenn du während deiner Jagd in Afrika auf große Trophäen, die dir einen Platz in den SCI-Büchern oder anderen Rekordbüchern sichern, abzielst, dann könnte Südafrika die geeignetere Wahl sein. Aufgrund der Art der Jagdgebiete sowie die dort praktizierten Zuchtprogramme, ist es wahrscheinlicher, in Südafrika eine üppige Trophäe vorzufinden, da das Aufkommen dort häufiger ist.Sofern du lieber älteres, männliches afrikanisches Wild jagen möchtest, das bereits über sein Fortpflanzungsalter hinaus ist, aber dennoch überdurchschnittliche Trophäen aufweist, könnte dies deine Entscheidung für Namibia begünstigen.
Abschließend ein Rat, der deine Safari reibungsloser verlaufen lässt und deinen Spaß an der Reise steigert; sei offen und nimm, was Afrika dir gibt. Es ist mit Sicherheit hilfreich, eine Vorstellungen dessen zu haben, was du jagen möchtest, aber höre auch auf die Anweisungen und Ratschläge deines Safari-Begleiters. Verzichte nicht auf die Chance, wenn er dir mitteilt, dass das Tier deines Lebens geradezu vor dir steht, außer du bist dir sicher, dass du es später nicht bereuen wirst!
Niederzaun vs. Hochzaun
Möchtest du in einem Bereich mit niedrigem oder hohem Zaun jagen?
Vielleicht hast Du diese Begriffe schon gehört, aber weißt nicht genau auf was sich sich beziehen. Kurzum, ist ein hoher Zaun sehr stabil gebaut und umfasst eine Höhe von etwa zwei bis drei Metern. Oftmals ist dieser elektrifiziert, um sicherzustellen, dass keine Tiere dem Gehege entweichen bzw. Eindringlinge nicht hinein können.Ein niedriger Zaun in Afrika ist in der Regel zwischen einem halben bis einem Meter hoch und besteht meist aus einigen wenigen Stränge gespannten Draht zwischen den Pfosten. Er dient eher zur Markierung von Grundstücksgrenzen und um das Vieh innerhalb oder außerhalb dieser zu halten. Wilde Arten können über ihn springen oder unterhalb hindurchschlüpfend und schenken ihm deshalb kaum Beachtung.
Die Häufigkeit dieser beiden Zauntypen hängt stark vom Standort ab. Aufgrund des Aufbaus der jagdgesetzlichen Gegebenheiten in Südafrika, sind die meisten Gebiete hoch eingezäunt. Da die Inhaber gleichzeitig Eigentümer der Wildtiere sind, stellen diese ein wertvolles Gut für sie dar, ein Verlust oder Schwund dieser bedeutet gleichzeitig monetären Verlust.In Namibia existiert mehr eine Mischung aus hohen und niedrigen Zäunen. Wobei die meisten Gebiete lediglich niedrig eingezäunt sind, um viel mehr Grundstücksgrenzen aufzuzeigen, statt Wildtiere einzuzäunen bzw. sie abzuhalten. Dennoch sind in Namibia, wenn auch wesentlich seltener, hoch eingezäunte Gebiete vorzufinden. Dies hat aber mehr den Grund, dass die darin lebenden Tiere einen hohen Wert aufweisen, wie etwa Rappen- und Pferdeantilopen. Auch Betreiber mit Wildtieren, die besondere Farben aufweisen und ebenso sehr wertvoll sind, wie Goldgnus oder Goldenantilopen, haben ihre Areale hocheingezäunt.
Ein weiterer Punkt, den du beachten solltest, ist die Größe des Gebietes. Niemand möchte in einem hoch eingezäunten Bereich von 50 Hektar jagen. Das ist fernab der Jagd und unethisch. Umfasst der hoch eingezäunte Bereich jedoch mehr als 20.000 Hektar, wäre es möglich einen gesamten Tag lang darin zu jagen ohne einen einzigen Zaun dabei zu sichten. Tiere die in diesen riesigen Arealen leben und die Populationen angemessen verwaltet werden, sodass sie sich selbst tragen, verhalten sich völlig natürlich.
Es gilt zu erwähnen, dass es bei dieser Frage keine richtige Antwort gibt. Eine Tendenz ergibt sich daraus, womit du dich am wohlsten fühlst und was du für ethisch korrekt hältst.
Jagdveranstalter
Dies ist wahrscheinlich der schwierigste Punkt der gesamten Planung: die Wahl eines Jagdveranstalters für deine Safari! Dein erster Anlaufpunkt sollte bei deinem Jagd-Netzwerk und deinen Jagdfreunden liegen. War jemand von ihnen schon einmal in Afrika? Können sie aufgrund persönlicher Erfahrungen jemanden empfehlen?Falls du in dieser Hinsicht kein Glück hast und nicht auf Empfehlungen aus deinem Netzwerk zurückgreifen kannst, ergeben sich nächste Schritte: zum einen hast du die Möglichkeit Jagdmessen zu besuchen. Auf großen Messen, wie Jagd und Hund in Deutschland oderSCI in den USA bieten dir eine Vielzahl von Ausstellern, unteranderem auch Jagdveranstalter aus der ganzen Welt, die auf Safaris spezialisiert sind. Durch den persönlichen Kontakt vor Ort erhältst du Informationen aus erster Hand und einen Eindruck über ihre Arbeitsweise. Auch ist es nicht unwahrscheinlich, dass du dort Jagdbegleiter triffst, mit denen du jagen gehen wirst. Zum anderen steht dir selbstverständlich für deine Recherche das Internet zur Verfügung. Dort findest zu verschiedene Foren auf denen sich Menschen über ihre Jagdtrips austauschen und ihre eignen Erfahrungen teilen, sowohl positive als auch negative. Inzwischen haben auch die meiste Jagdveranstalter ihre eigenen Webseiten. Hier solltest du jedoch vorsichtig sein. Ein gutes Marketing bedeutet nicht automatisch eine gute Jagd!
Sobald du drei bis fünf Veranstalter, die womöglich deine Kriterien erfüllen, in deine engere Auswahl einbezogen hast, solltest du zunächst Kontakt zu ihnen aufnehmen. Dadurch kannst du ihnen deine Anforderungen erklären und mögliche Fragen stellen. Bereits durch den Erstkontakt wirst du ein Gefühl dafür bekommen, ob das der Organisator ist, der dich auf deiner Safari begleiten wird und mit dem du dir vorstellen kannst eine Woche lang täglich zu jagen.
Hier findest du einige nützliche Frage, die du dem Jagdveranstalter stellen solltest, um ihn und seine Arbeit einschätzen zu können:
- Wie groß ist das Gebiet? Ist es weitläufig oder sind es separate Areale? Und falls ja, wie lange dauert es den Weg zwischen ihnen zurückzulegen?
Einige der Veranstalter vermarkten sich mit der Vorgabe, mehr als einige 1000 Hektar Jagdgrund zu besitzen. Jedoch sind diese in Wirklichkeit nicht durchlaufend, sondern in viele kleine Gebiete aufgeteilt. Dies hat den Nachteil, dass du je nach Art des Wildes die Gebiete wechseln musst. Die Folge dessen ist die Bewältigung hoher Distanzen. Diese nehmen oftmals eine oder mehrere Stunden Fahrzeit in Anspruch. Wenn man direkt mit der Jagd beginnen und nicht länger den Tag abwarten möchte, stellt sich das als ein lästiger Störfaktor heraus.
- Wie viele Jagdführer (PHs) werden mich begleiten? Ist die Person, mit der ich spreche, die mit der ich auch jagen werde? Sind die Jagdführer festangestellt oder nur freiberuflich tätig?
Idealerweise wird dich ein Jagdführer begleiten, der das Gebiet in dem du jagen wirst, sehr genau kennt, weil er viel und intensiv seine Zeit dort verbringt. Dadurch kann er sicherstellen, dass die Gegebenheiten und das Verhalten der Tiere beste Voraussetzungen für deine Jagd bieten.
- Gibt es versteckte Kosten?
Ein paar der weniger seriösen Anbieter werben mit niedrigen Kosten. Allerdings versuchen sie immer mehr zusätzliche Kosten der Schlussrechnung hinzuzufügen, ohne darüber zu informieren. Habe deshalb im Hinterkopf: Wenn es unschlagbar und zu gut um wahr zu sein klingt, dann gibt es wahrscheinlich versteckte Kosten.
- Sind die Tierpopulationen selbsttragend?
Prinzipiell gilt das Einführen neuer Tiere durch den Betreiber nicht als falsch. Dadurch gewährleistet er, dass sich Blutlinien, Genetik und Vielfalt verbessern. Unschön ist es dann, wenn du feststellen musst, dass du ein Teil eines „setzen und nehmen Erlebnisses“ geworden bist, bei dem der Veranstalter Trophäentiere einkauft und sie kurz vor deiner Ankunft freisetzt. Teile mit, dass für dich die entscheidenden Kriterien Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit sowie die Sicherstellung von Ethik sind und diese mit denen des Betreiber übereinstimmen sollen.
- Entsprechen die Jagdmethoden deinen eigenen Präferenzen?
Die meisten von uns bevorzugen wahrscheinlich den Anblick und die Pirsch, um sich in fairster Manier gegen die Natur zu beweisen. Es gibt diverse Gründe weshalb die Methoden nicht deinen Vorstellungen entsprechen könnten. Beispielsweise wegen eingeschränkter Mobilität, oder weil spezielle Wildarten bestimmte Herangehensweisen voraussetzten, mit denen sich manche von uns womöglich nicht identifizieren können. Beispielsweise ist die Jagd mit Hunden nicht jedermanns Vorliebe. Aus diesem Grund, kläre am Besten davor ab, wie die Arbeitsweise des Betreibers funktioniert und ob sie mit deinen Vorstellungen übereinstimmt. Dadurch kannst du plötzliche, negative Überraschungen vermeiden.
Es ist wahrscheinlich, dass du aus deiner engen Auswahl schnell einen oder zwei Favoriten findest. Zu diesem Zeitpunkt solltest du um einige Referenzen bitten, die du kontaktieren könntest. Idealerweise solltest du mindestens drei bekommen, von denen eine aus deinem Heimatland stammen sollte. Schließlich gibt es viele kulturelle Unterschiede in der Jagdweise. Aus diesem Grund kann es hilfreich sein, sich mit jemanden auszutauschen, der einen ähnlichen Hintergrund hat.
Wenn du deine Recherchen abgeschlossen hast und deine Entscheidung mit einem guten Bauchgefühl getroffen hast, dann ist es an der Zeit, die Termine festzulegen, einen Vertrag abzuschließen (und erst dann) eine Anzahlung zu leisten (generell gilt: überprüfe die Vertragsbedingungen, z. B. Erstattung, Änderungen der Termine, etc.).
Und nun: Bereite dich auf deinen ultimativen Jagdtrip nach Afrika vor!
Sei gespannt auf den zweiten Teil der Serie. In diesem liegt unser Fokus darauf, dich auf die Safari vorzubereiten! Wir klären Fragen wie „Was sollst du einpacken? Welche Waffen sind empfehlenswert? Welche Munition ist geeignet? Was sollst du trainieren?“ und noch viel mehr! Bleib dran!