PRO-Mitglied Preisgewinner Vinz´s Muntjac- und Chinesisches Wasserhirsch-Jagdreise

Auf Muntjak und Wasserreh mit Jagdgefährte Apps


So ganz glauben konnte ich es nicht als ich die Nachricht erhalten habe, dass ich tatsächlich nach England reisen und dort auf zwei derart faszinierende Spezies jagen würde. Doch nach einigen Monaten Vorbereitung war es nun so weit. Der Tag der Abreise war gekommen.

Schon der Morgen der Abreise bringt große Aufregung und Vorfreude mit sich. Immerhin ist es Meine erste Jagdreise und somit mein erster Flug mit Waffe. Trotz guter Vorbereitung und einer Mappe mit Dokumenten bin ich mir nicht ganz sicher ob auch alles reibungslos klappt, dementsprechend bin ich schon 2 Stunden zu früh am Flughafen...

Entgegen meiner Erwartung verläuft allerdings alles reibungslos. Es ergab sich eine interessante Situation als ich gefragt wurde was ich aufzugeben habe. Wenn man darauf mit "Waffe und Munition" antwortet schießen die Augenbrauen der umstehenden Personen unweigerlich in die Höhe.

Jetzt folgt das übliche Reisechaos. Ein schneller Kaffee am Flughafen, Boarding und schon geht es von München Richtung Birmingham.

In England angekommen jetzt das ganze umgekehrt. Alles läuft glatt bis ich den Schalter der Polizei erreiche und meine Waffe in Empfang nehmen möchte. Das Problem, die Waffe ist nicht dort und keiner kann mir sagen wo sie ist. Zumindest nicht genau. Scheinbar wurde sie am Flughafen gescannt und ist dann in den Wirren der Gepäckabfertigung verschwunden. Nach etwa einer Stunde gibt es Entwarnung. Die Waffe ist aufgetaucht und wird mir übergeben. Auch hier erstaunlich unkompliziert.

So laufe ich also mit meinem Waffenkoffer in den Empfangsberiech des Flughafens wo mich schon der breit grinsende James erwartet.

Ab ins Auto und schon geht es im englischen Linksverkehr Richtung Pension. Wir haben eine zweistündige Fahrt vor uns und so entwickeln sich einige interessante Gespräche. Irgendwann schlägt mir James vor noch einen Tontaubenparcours zu besuchen. Ich bin sofort Feuer und Flamme. Für mich ist es eine seltene Gelegenheit wieder an meiner Flintentechnik zu feilen. Und dann noch auf einem derart beeindruckenden Parcours. Ich freue mich darauf meine Fähigkeiten zu testen

Es braucht ein paar Tauben um mich auf James' Flinte einzustellen, aber nach kurzer Zeit sitzen die Schüsse. Besonders faszinierend wird es als wir beim "High Pheasant" ankommen. Hier wird die Taube von einem hohen Turm in Richtung des Schützen geworfen. Der Schuss findet dabei sehr intuitiv und nahezu im Hohlkreuz stehend senkrecht nach oben statt. James lässt Taube um Taube platzen. Ich halte immer daneben... Aber auch bei dieser ungewohnten Disziplin setzt irgendwann der Lernefekt ein und meine Tauben zerepringen hoch über unseren Köpfen. Ein wahnsinnig toller Start in dieses Wochenende.

Nach dem Schießstand gönnen wir uns eine Kurze Auszeit und genießen den obligatorischen Tee, während wir uns über die bevorstehenden Jagdtage unterhalten. Muntjak und Wasserreh sind mir jagdlich noch komplett unbekannt, was die Vorfreude auf die kommenden Tage nur noch steigert. Besonders aufregend ist die Aussicht darauf, dass beide Jagden tu Fuß stattfindenden werden. Die Pirsch liegt mir persönlich mehr als das bloße Ansitzen, also genau mein Wetter.

Weiter geht es zu unserer Unterkunft. Ein wunderschönes Bed and Breakfast. Dabei handelt es sich um ein altes Backsteinhaus mit Glockenturm. Direkt daneben liegt der Pub, unsere nächste Anlaufstelle. "Hare&Hounds" ein sehr treffender Name in anbetracht unseres Vorhabens.

Im Pub warten nette Gespräche und auch unser Pirschführer Jason auf uns. Nach einem herzhaften Abendessen und weiteren Jagdgeschichten geht es früh isn Bett. Wir wollen ausgeruht den kommenden Tag starten. Der Wecker ist bereits gestellt.

Der erste Morgen beginnt schon früh. Es ist noch dunkel als wir uns vor unserer Unterbringung einfinden. Wir müssen nicht lange warten und schon rollt der Range Rover von Jason die Straße hinauf.  Wir steigen ein, bereit loszulegen. Ein kurzer Halt an einer Tankstelle für einen schnellen Kaffee und dann sind wir auch schon am Ziel. Heute geht es auf Chinesisches Wasserreh (CWD). Ein Eisengatter versperrt den Zugang zu einer Weide. Dort parken wir.

Auf der Weide grast eine Herde Schafe. Der leichte Nieselregen und das feuchte Gras verleihen der Atmosphäre eine besondere Stimmung. Genau so hatte ich mir das englische Jagdwetter vorgestellt.

Auf der Pirsch ins nasse Gebiet der Chinesischen Wasserhirsche.

Die Pirsch führt uns über die Weide bis zu einem Graben, von dort aus können wir eine weitere Weide einsehen. Dort ist nichts zu sehen. Wir schwenken um in ein klein kleines Feldgehölz. Die Pirsch führt uns weiter durchs Unterholz, über Wiesen und Gräben, während wir gespannt nach den Wasserrehen ausschau halten. Zunächst scheinen sich noch alle versteckt zu halten, doch dann springt plötzlich etwas vor uns ab. Entschlossen setzen wir unsere Pirsch fort. Während wir das kleine Gehölz durchqueren können wir auf einer Weide ein Wasserreh beobachten. Für uns unerreichbar. Außerhalb der Jagdgrenze.

Unser Fokus liegt nun auf den weitläufigen Weiden und Äckern wo sich die Wasserrehe sammeln um Sicherheit in der Distanz zu suchen. Wir sichten und beobachten immer wieder einige Tiere, allerdings ist noch kein passendes dabei. Unser Interesse gillt einem repräsentativen Bock im passenden Alter.

Aufmerksam setzen wir unsere Suche fort, über Gräben und entlang an Hecken, bis wir schließlich auf weitem Acker eine Gruppe von Wasserrehen entdecken. Unter ihnen sticht ein Bock hervor. Er hat eine etwas andere Färbung und treibt einen schwächeren Kontrahenten vor sich her. Unser Augenmerk liegt nun auf diesem Bock, er soll es sein. Die Jagd nähert sich ihrem Höhepunkt, wären wir uns behutsam annähern um einen perfekten Schuss zu platzieren.

Mit meinem Entfernungsmesser ermittle ich eine Distanz von 140 Metern. Ein Schuss von dem Quad Stick Pirschstock welchen James selbst gebaut hat ist definitiv machbar aber dennoch eine Herausforderung.

Vorbereitung für den Abschuss.

Der Bock steht immer wieder verdeckt hinter anderen Tieren. Ich warte geduldig auf den richtigen Moment um den Schuss anzutragen. Die Zeit vergeht und die Spannung steigt merklich während ich immer mehr und mehr Wasserrehe auf dem Acker versammeln. Doch dann kommt er, der entscheidende Moment, der Bock löst sich aus der Gruppe und präsentiert mir eine klare Schussbahn. Er stellt sich breit, ich nutze den Moment, der Schuss bricht.

"Shit, you missed him!" Höre ich Jason murmeln, er glaubt ich habe den Bock verfehlt da er das Wasser hinter dem Bock hoch vom feuchten Acker hat aufspritzen sehen.

Doch als der Bock zu einem letzten Sprung ansetzt und eindeutig zeichnet ist und klar, wir haben es geschafft. Er geht nach wenigen Sätzen zu Boden und bleibt regungslos liegen.

Wir treten an unseren Bock heran. Gemäß der Tradition überreiche ich meiner Beute den letzten Bissen. Man sehe mir hierbei nach, dass es sich um keine Bruchgerechte Art handelt, ich hatte keine zur Hand und der Bissen ist für mich ein Zeichen des Respekts, da darf die Tradition auch mal etwas anders aussehen.

Der letzte Bissen

Ein schöner und einzigartiger Bock.

Ich bewundere meinen chinesischen Wasserrehbock

Ich bin Dankbar für das erlebte und begutachte nun alle so einzigarzigen Merkmale meiner Beute noch ganz aus der Nähe. Die großen und erstaunlich scharfen Eckzähne faszinieren mich. So etwas hatte ich zuvor noch nie gesehen.

Selbstverständlich wird der Bock auch in der App eingetragen, da ich diese Reise ja nur dank Jagdgefährte antreten konnte. James dokumentiert den gesamten Prozess mit der Kamera und hällt so diese unvergessliche Erfahrung fest. Greifbare Erinnerungen die wohl ein Leben lang halten werden.

Eintragung der Abschüsse und Erfahrungen in die Jagdgefährte App

Es geht wieder zurück zu unserem B&B wo schon ein traditionelles englisches Frühstück auf uns wartet. Es ist köstlich.

Nun haben wir etwas Zeit bis zur abendlichen Pirsch, bei der wir versuchen werden einem Muntjak habhaft zu werden.

James schlät vor ein nahegelegenes Luftfahrt Museum zu besuchen und die historischen Maschinen zu bestaunen. Das Museum entpuppt sich als wahre Schatzkammer der Luftfahrtgeschichte. Angefangen bei den frühen Konstruktionen der Gebrüder Wright bis hin zu Flugzeugen aus beiden Weltkriegen. Besonders faszinierend finde ich die Tatsache, dass es regelmäßig Flugshows gibt bei denen die alten Maschinen tatsächlich noch geflogen werden.

Einige der zahlreichen Flugzeuge der Shuttleworth Sammlung in der Nähe des Reviers

Nachdem wir das Museum erkundet haben, ist es auch schon wieder Zeit für die nächste Pirsch. Wir machen uns also wieder bereit und treffen uns mit Jason, welcher uns wieder abholt. Diesmal führt uns die Jagd auf das gut gepflegte Gelände eines großen Anwesens. Man mag es kaum glauben, aber dort tummeln sich die kleinen Muntjak Hirsche. Einige können wir auf dem gemähten Rasen ausmachen, der Großteil verbirgt sich allerdings in den Hecken, Sträuchern und dem Unterholz des das Anwesen umspannenden Waldes. Ihr kleiner Körper macht es schwer sie dort auszumachen.

Die Pirsch gestaltet sich schwierig aber gleichzeitig sehr aufregend, während wir von Waldkante zu Waldkante und von Wiese zu Wiese voranschreiten, stets auf der Suche nach den kleinen Kerlchen.

Immer wieder haben wir Begegnungen bei denen wir uns in unmittelbarer Nähe zu einem Exemplar befinden. Ein junger Bock zieht sogar mit nur knapp 5 Metern Abstand an uns vorbei. Auch hier sind wir allerdings wieder auf der Suche nach einem ausgewachsenen repräsentativen Bock und lassen ihn ziehen.

Doch trotz unserer Bemühungen scheint es, als ob sich unser Jagdglück an diesem Abend dem Ende zuneigt. Als wir schon fast am Ende unserer Pirsch angelangt sind fällt uns ein einzelner Muntjak auf einer Weide auf. Allerdings ist es schon zu dunkel und das Tier zu weit weg um es genau ansprechen zu können. Wir entscheiden uns daher dazu für heute Abend abzubrechen.

Der Abend führt uns erneut in den örtlichen Pub, ein ausgiebiges Abendessen und ein Bier runden den Abend ab.

Am nächsten Morgen Das gleiche Spiel, Jasons Wagen rollt die Straße hinauf und wir steigen ein. Heute werden wir wieder auf dem Anwesen jagen. Da es noch sehr früh ist leiht mir James sein Gewehr. Ein Kimber Montana Repetierer mit Schalldämpfer, wir wollen die morgendliche Ruhe nicht stören, und meine kurze Kipplaufbüchse würde dann doch dazu führen, dass wohl der ein oder andere aus dem Bett hochschreckt. Eine vernünftige Entscheidung der Ich gerne zustimme.

Mit James' Gewehr in der Hand pirsche ich zusammen mit Jason durchs Unterholz. Auch heute bieten sich einige Möglichkeiten und wir richten uns ein paar mal für einen Schuss ein. Allerdings ist nie ein passender Bock dabei. Keines der Tiere entspricht unseren Kriterien oder wir verpassen die Gelegenheit weil wir die Tiere im dichten Unterholz nicht richtig ansprechen können.

Nach etwa einer Stunde Pirsch erreichen wir eine mit Bromberranken umwachsenen Mauer welche zu einer Waldkante führt. Hier bemerkt mein erfahrenen Pirschführer Jason Bewegung, es sind einige Muntjaks im Unterholz. Allerdings ist von unserer Position aus nicht genau zu erkennen was dort steht, also beschließen wir näher heranzupirschen um die Situation genauer zu beurteilen.

Wir sind inzwischen auf 35 Meter herangekommen und Jason macht einen passenden Bock aus. Für mich ist es eine Herausforderung dien passenden Bock in der Gruppe zu erkennen, zumeist sieht man nur Teile ihrer kleinen Körper zwischen den Zweigen. Einen sauberen Schuss anzutragen wird nicht leicht werden.

Nach einiger Zeit habe ich den passenden Bock ausgemacht und folge ihm mit dem Absehen. Das Fadenkreuz tanzt leicht hinter seiner Schulter während ich auf den passenden Moment warte. Der Schuss in diesen Verhau ist schwer. Jedes Geräusch könnte uns verraten, die Situation erfordert Konzentration, Ruhe und Geduld.

Dann bietet sich die Gelegenheit für einen sauberen Schuss. Der Bock steht frei, ich justiere kurz nach und drücke ab. Der Bock ist aus unserem Blickfeld verschwunden, doch das Geräusch des Kugelschlags gab Aufschluss. Der Treffer saß. Es folgt ein kurzer Moment der Stille. Dann löst sich langsam die Anspannung und wir machen uns auf den Weg das erlegte Tier zu finden. Die Suche nach dem Anschuss im dichten Unterholz gestaltet sich zwar schwierig, doch wir haben Glück. Vom Anschuss weg führt uns eine klare Schweisspur direkt zu dem erlegten Tier.

Auch Ihm erweise ich meine Ehre und übberreiche den letzten Bissen. Diesmal ein Zweig einer Eibe an dem noch einige der roten Beeren hängen. Auch wenn sie für uns giftig sind, die kleinen Muntjaks fressen diese Beeren sehr gerne. Somit schien mir dieser letzte Bissen passend.

Ein Moment mit meinem Muntjacbock

Der letzte Bissen für den Bock

Der Bock wird für den Rückweg zur Wildkammer sorgfältig eingepackt

Dieser besondere Moment der Ruhe und des Respekts lässt mich die Bedeutung dieser Jagderfahrung noch intensiver spüren. Wir verpacken das erlegte Tier behutsam und unseren Rucksack und machen uns auf den Weg zu einer nahegelegenen Straße, wo uns James mit dem Range Rover erwartet. Die Freude über den Erfolg ist groß.

Dieses Wochenende wird noch lange in meiner Erinnerung nachhallen. Ich freue mich bereits darauf wieder mit James auf die Jagd zu gehen, sie es in England oder hier in meiner Bayerischen Heimat. Waidmannsheil!

-Vinz

Auf unserem Rückweg

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